"Sei du selbst!"

cs2circle Guest: Lena Hager, Studentin der "Technischen Mathematik" und Fußballerin

Wie sagt man doch jungen Menschen so schön: "Dir steht die Welt offen!" Stimmt schon – nur das alleine ist zu wenig, man muss auch seinen Weg gehen. Sonst bringt das nix mit der offenen Welt. Ich bin Lena Hager, 21 Jahre. Und ich versuche, konsequent meinen Weg zu gehen. Mit meinem Gastbeitrag im cs2circle – @cs2-Team, vielen Dank dafür – möchte ich andere (junge) Menschen ermuntern, das ebenfalls zu tun. 

Mathe, Schuss - und Tor!

Ich studiere an der Johannes Kepler Universität in Linz "Technische Mathematik". "TECHNISCHE MATHEMATIK? Und sowas interessiert dich?? Wie kann das denn sein?", habe ich nicht nur einmal gehört. Mittlerweile macht es mir Spaß, die Reaktion meiner Gesprächspartner zu beobachten. ;) Die reichen von einem unausgesprochenen, manchmal auch wirklich ausgesprochenen "Wow! Das finde ich toll!" bis hin zu eben diesem – meist mehr oder minder höflich umschriebenen – "Eeecht, Mathematik? Als Frau? Geht das??". Ich möchte gleich dazusagen, der Großteil der Reaktionen ist sehr positiv. Bei den eher skeptischen Meldungen lege ich dann sehr gerne noch nach – wer mich kennt, weiß, dass ich dann noch energiegeladener bin als sonst schon. Und es folgt mit einem breiten Lächeln: "Und mein liebstes Hobby ist Frauenfußball!". … Ausfallschritt nach rechts, Gegner überspielt, Ball aufgelegt, Schuss – und Tor! ;) So fühle ich mich dann meist. Denn Fußball und Frauen?? Das gibt den "Mathematik-und-Frauen-Skeptikern" meist den Rest. Und ich muss jetzt beim Schreiben dieser Zeilen grinsen, wenn ich an die eine oder andere Reaktion denke.

Lebe deine Träume...

Aber eigentlich will ich ja auf etwas ganz anderes hinaus: Ich habe vier große Lieben – meinen Freund, meine Familie – und eben Mathematik und Fußball. Und ich lasse mich durch nichts und niemanden bremsen, meiner Leidenschaft, meinen Talenten, meinen Stärken nachzugehen. Das sollte für jeden von uns gelten – und das ist die erste klare Kernbotschaft, die ich dir als Leserin bzw. Leser unbedingt mitgeben möchte: Sei du selbst! Gehe deinen Weg! Lebe deine Träume, deine Leidenschaften! Freue dich an deinen Stärken – und arbeite daran, diesen – deinen – Weg konsequent weiterzugehen. Oder auch einmal zu ändern, wenn du es als richtig erachtest. Denn nur dann kannst du richtig glücklich sein. Und nur dann kannst du auch richtig erfolgreich sein. Niemand ist nachhaltig gut in Dingen, die er eigentlich nicht mag.

Woher kommt die Formel...?

Schon im Gymnasium hat mir Mathematik sehr viel Spaß gemacht. In der Oberstufe habe ich bereits an Mathe-Wochen am Schloss Weinberg und bei den Young Scientists an der JKU teilgenommen. Nach der Matura wurde mir klar, dass ich unbedingt etwas mit Mathematik machen, aber auch in Linz bleiben möchte. Dadurch bin ich auf das Bachelorstudium "Technische Mathematik" gekommen. Ich liebe es, zu rätseln und mich mit kniffeligen Themen zu beschäftigen. Mathematik ist für mich einfach viel, viel mehr als nur Formeln anzuwenden oder zu addieren, zu subtrahieren usw.
Interessant wird es, wenn man sich Fragen stellt: "Woher kommt diese Formel?" oder "Wie beweise ich eine Formel oder eine Aussage?". Im Studium befasst man sich genau mit solchen und zahlreichen anderen Problemstellungen. Und ich wurde durch mein Studium darin bestätigt, dass mir logisches und komplexes Denken sehr gut liegt. :)

Kraft, Ausdauer, Teamgeist

Wahrscheinlich ist meine zweite große Liebe, der Fußball, das so wichtige Gegenstück für mich: Kraft, Ausdauer, Teamgeist und Emotion. Begonnen habe ich 2012 beim Askö Leonding mit einer Freundin bei einer Jungs-Mannschaft. 2017 wechselte ich ins Frauenteam beim Askö St. Dionysen. Am liebsten verteidige ich. Seit nicht allzu langer Zeit spiele ich als 6er (zwischen Verteidigung und Mittelfeld). Vor allem mein 110-prozentiger Einsatz sticht sehr heraus.

“Als Mädchen in einer Jungs-Mannschaft wurden meine Freundin und ich oft unterschätzt. “

...Vor allem bei den Meisterschaftsspielen wurde von den Gegnern bereits am Anfang geflüstert und gelacht. Allerdings hat sich in den meisten Spielen die Einstellung geändert, denn ich bin vor nichts zurückgeschreckt und habe natürlich vollen Einsatz gegeben. :) Und ich habe mir dadurch auch ein bisschen Respekt erspielt, würde ich sagen, denn sobald man einen Jungen überspielt oder überlaufen hatte, wurde auch das Publikum lauter und einige merkten, dass Mädchen durchaus mithalten können.

Fußball gibt mir ein Gefühl von sehr gutem Zusammenhalt und vor allem liebe ich es, mit meinem Team zu trainieren und wichtige Spiele gemeinsam zu bestreiten. Das ist ein Gefühl, das man nur als Spielerin bzw. Spieler wirklich nachempfinden kann.

Selbstbewusst dranbleiben...

Sowohl mein Studium der "Technischen Mathematik" als auch der Frauenfußball haben mir gezeigt: selbstbewusst dranbleiben, wenn es von anderen gesteckte Grenzen gibt. Man kann (fast) alles überwinden, wenn man denn nur will. In jedem von uns steckt so viel Kraft, Energie, Zukunftsperspektive. Man muss es sich "nur" – und das ist für alle von uns oftmals die entscheidende Hürde – zutrauen. Und konsequent seine Ziele verfolgen.

Und sowohl mein Studium als auch der Fußball haben mir gezeigt, dass das Denken in und Unterscheiden von Geschlechtern zurecht längst überholt ist. Es sind stets Menschen, die den Unterschied machen, die ihre Stärken ausspielen können und die in Teams zu Höchstleistungen auflaufen – ganz egal, ob Männer oder Frauen.

Vom Bachelor und von Java...

Im September 2021 werde ich mein Bachelorstudium abschließen und ab Oktober meinen Master "Recht und Wirtschaft für TechnikerInnen" beginnen. Nebenbei werde als Java-Entwicklerin arbeiten – auch auf diese neue Herausforderung freue ich mich schon sehr. Mein Motto lautet: Man hat nie genug gelernt! Die Welt ist viel zu vielseitig, bunt, spannend und wunderbar, als dass einem das Lernen ausgehen könnte! Also: Let’s go for it! :)