„Veränderung ist keine Qual, sondern die Kraft des Lebens!“

cs2circle Guest: Manfred Hohensinner, CEO der Frutura GmbH

©Bernhard Bergmann

Vielen Dank an Peter Weixelbaumer, der mich nach einem Gespräch in Graz eingeladen hat, einen Gastbeitrag für den cs2circle zu schreiben. 

Wieder ein Sprung ins kalte Wasser - wenngleich in diesem Fall nur ein kleiner Sprung. Das ist eigentlich typisch für mein Leben. Und es hat mir meist viel Kopfschütteln in meinem Umfeld gebracht. Warum tut er das bloß, der Hohensinner? Die Antwort ist stets gleich: Weil ich überzeugt bin, dass man manches im Leben tun muss. Der Großteil davon ist ganz einfach Veränderung.

So ist 2002 meine, unsere Firma, die Frutura Vertriebs GmbH entstanden. Ich war zuvor viele Jahre als LKW-Fahrer in Ungarn, Rumänien, Bulgarien, Russland, Serbien usw. unterwegs und habe es als Landwirt nie verstanden, warum man aus diesen Ländern z.B. Zwetschken nach Österreich importiert. Zwetschken werden ja auch bei uns in Österreich produziert. Warum muss man auch die dann aus anderen Ländern einführen?

Das hat mich auf die Idee gebracht, auf meinem kleinen Bergbauernhof Zwetschkenbäume zu pflanzen. Dafür bin ich von allen Verwandten und Nachbarn für verrückt erklärt worden, aber es hat funktioniert und ich habe dann mit einer eigenen Philosophie die Zwetschken in Österreich auf den Markt gebracht. Das war der Startschuss für Frutura.

Ich wollte rasch mehr als nur Zwetschken anbieten, Tomaten, Paprika oder Gurken zum Beispiel - und das möglichst über das ganze Jahr. Wieder Kopfschütteln in meinem Umfeld.

„Wie soll denn das gehen?“

Die Mitbewerber in Europa schaffen das, indem sie ihre Gewächshäuser heizen. Fast alle verwenden dafür fossile Brennstoffe, in der Regel wird mit Gas beheizt! Ich finde, das ist aus Sicht des Umweltgedankens in Wahrheit ein echter Wahnsinn. Daher habe ich mir überlegt, das muss doch anders, viel besser gehen?

Wir sind bei uns in der Südsteiermark in vielerlei Hinsicht auf die Butterseite des Lebens gefallen - so sind wir eine wunderbare Thermenregion. Und das war die Lösung: heißes Thermalwasser, also die Geothermie fürs Beheizen von Gewächshäusern zu verwenden. Gesagt, getan. Ich habe das sukzessive begonnen und umgesetzt. Wieder viel Kopfschütteln. Heute wissen wir, es war die absolut richtige Entscheidung. Der Erfolg gibt uns Recht. Wir haben heute bei Frutura rund 700 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, einen Jahresumsatz von rund 340 Millionen Euro erzielt und beliefern ganzjährig die Märkte Österreich, aber auch das angrenzende Ungarn, Slowenien und Deutschland mit hochqualitativen Früchten und feinem Gemüse - und das hochflexibel und effizient, damit die Ware am nächsten Morgen knackig und frisch beim Kunden ist.

Was für mich aber mindestens genauso wichtig ist: Wir sparen im Vergleich zu herkömmlichen Beheizungsmethoden pro Jahr 28.000 Tonnen CO2 ein und schaffen gleichzeitig ein ganz besonderes Mikroklima für unser Gemüse, das sich im Geschmack herzhaft widerspiegelt. Wir sichern so eine einzigartige Qualität mit Geschmack und Frische und eine enkeltaugliche, bedarfsgerechte und in höchstem Maße ressourcenschonende Produktion von LEBENSmitteln.

„Wir sparen jährlich 28.000 Tonnen CO2 ein!“

Ich möchte aber aus der Vielzahl an Veränderungen in meinem Leben eine zweite herausgreifen, die für mich mindestens ebenso fundamental war, wie die Gründung von Frutura: die Veränderung meines Lebensstils.

Ich war erfolgreicher Unternehmer und mir passierte, was vielen erfolgreichen Unternehmern passiert: Ich habe alles für die Firma gegeben und meinen Körper sträflichst vernachlässigt. 107 Kilo Gewicht, 40 Zigaretten täglich, viel Alkohol, komplett falsche Ernährung und null Bewegung - das war ich.

Ende 2011 hatte ich ein einschneidendes Erlebnis. Primar Meinrad Lindschinger hat mich damals medizinisch komplett durchgecheckt. Und er fand klare Worte: „Entweder du stellst dein Leben radikal um oder ich garantiere dir in zwei Jahren einen Herzinfarkt oder einen Schlaganfall!“

„Wenn du Glück hast, bist du tot, wenn du Pech hast, bist du ein Krüppel!!“

Das hat gesessen. Ich habe gewusst, ich muss was machen, ich muss mein Leben total verändern. Anfang Jänner 2012 war es dann soweit, von einem Tag auf den anderen: Ich habe meine Ernährung komplett umgestellt und mit dem Laufen begonnen. Na ja, eigentlich konnte man das zu dem Zeitpunkt nicht so nennen, es war eher ein schnelles Humpeln.

Ich war voll motiviert und was ich mir in den Kopf setze, das ziehe ich auch durch. Dabei habe ich vor lauter Euphorie ziemlich viel falsch gemacht. Ende 2015 habe ich die frühere professionelle Marathonläuferin und Laufexpertin Eva-Maria Gradwohl kennengelernt. Sie hat mir die Augen dafür geöffnet, dass Bewegung – ganz speziell am Anfang – niemals Belastung sein darf, dafür aber regelmäßig sein muss. Habe ich mich zuvor ehrlich gesagt noch durchs sportliche Leben gequält, so begann von da an ein neues Leben für mich. Und zwar durch die richtige Dosierung der Bewegung und den richtigen Aufbau der körperlichen Grundlagen samt ausgewogener Ernährung – denn das ist viel besser als eine Diät!

„Jede Diät ist gleich falsch!“

Plus den gänzlichen Verzicht auf Alkohol und Nikotin – ich habe so ein unglaubliches Lebensgefühl bekommen. Ich hätte mir niemals vorstellen können, dass das Leben so schön sein kann. Und heute kann ich mir unmöglich vorstellen, dass ich einmal ein „Leben“ wie vor 2012 geführt habe!!

Durch so eine Lebensumstellung ändert sich alles: Man ist täglich frisch im Kopf, man strahlt positive Energie aus, man wird vital und ist gut drauf. Es steigt die Innovationskraft, man ist motiviert, es ist einfach ein super Lebensgefühl, das sich auch auf die gesamte menschliche Umgebung, egal ob privat oder beruflich, auswirkt. Es hat wohl niemand in meiner Familie und unter meinen Freunden geglaubt, dass ich mein Leben so radikal ändern würde und keinen Rückfall habe. Das war sozusagen der Wandel vom Saulus zum Paulus.

„95 % würden ihr Leben verändern, wenn sie wüssten, was danach kommt!“

Wenn die Menschen wüssten, wie wunderschön und unbeschwert das Leben mit einem trainierten Körper sein kann, dann würden es so denke ich 95 % auch so machen.

Diesen Wandel kann jeder Mensch machen, wenn es im Vorfeld keine Einschränkungen durch Krankheit gibt. Ich als Unternehmer mit meinen fast täglichen 12- bis 14-Stunden-Tagen und manchmal auch mehr schaffe es, mir die Zeit zu nehmen. Ich laufe in der Woche fix meine 40 Kilometer, davon mache ich am Samstag oder Sonntag immer meine 20 Kilometer im Gelände und unter der Woche zwei Mal 10 Kilometer am Abend im Freien oder am Laufband. Zusätzlich mache ich jeden Morgen in der Früh Körpertraining.

Also, es gibt keine Ausreden! Man ist weder zu alt noch zu dick oder sonst was. Man muss mit der Bewegung beginnen, die zum eigenen Körper und Wohlbefinden passt! Packt es an! Denn Veränderung ist keine Qual, sie ist die Kraft des Lebens!